Was man als Spediteur erleben kann

Vieles an unserem Arbeitsalltag ist reine Routine. Daneben ergeben sich bei der Auftragsabwicklung aber auch immer wieder mal Ereignisse, die in Erinnerung bleiben.

Einige Highlights haben wir nachfolgend für Sie zusammengestellt.

Wenn Sie gerade nichts anderes zu tun haben, dann lesen Sie doch mal……

12.01.2011
Diese Geschichte zeigt, dass in einem "gut" organisiertem Sammelgut-Netzwerk eigentlich nichts verloren gehen kann.

Ein privates Eisenbahnunternehmen gehört zu unseren Kunden und musste Stahlfedern einer alten Diesellok aus DDR-Zeiten zur Überholung zu einem Bahnfahrzeug-Instandhaltungswerk in Chemnitz schicken. Unsere obligatorische Zustellkontrolle am nächsten Tag ergab, dass die Palette zwar am Depot Großbeeren als verladen gescannt, aber nicht am Zieldepot Dresden angekommen war. Eine Durchsicht der Entladeprotokolle der anderen Netzwerkdepots ergab keine Meldung einer überzählig entladenen Palette. Also besorgten wir uns von unserem Kunden eine genaue Sendungsbeschreibung und veranlassten zunächst eine Lagerkontrolle in Großbeeren. Negativ. Danach wurde an alle Netzwerkdepots eine Suchmeldung mit der Sendungsbeschreibung gemailt. Alle Antworten waren negativ, einige Depots meldeten sich trotz Mahnungen überhaupt nicht. Wir riefen sogar einige Tage später den Empfänger an und veranlassten auch dort eine Kontrolle des Wareneingangs, denn man kann ja nie wissen. Alles vergeblich, die Palette blieb verschwunden. Für unseren Kunden war das eine Katastrophe, denn die Federn wurden schon lange nicht mehr hergestellt, waren aber für den Betrieb der Lok zwingend erforderlich. Jetzt blieb nur noch, die Unterlagen für die zum Glück durch den Kunden abgeschlossene Warentransportversicherung fertig zu machen. Etwa drei Wochen später rief unser Kunde überglücklich an, um zu berichten, dass die Palette am Vortag in Chemnitz angeliefert worden war. Auf welch wundersamen Weg sie dorthin gelangte, haben wir wiederum vergeblich versucht zu ermitteln. Der "Täter" outete sich dann selbst, indem er unserem Kunden ohne Rechtsgrundlage in Form eines Auftrages eine Frachtrechnung zusandte. Es war das Depot in Hamburg, das trotz mehrerer Mahnungen nicht auf die Suchmeldung reagiert hatte. Und es war auch niemand dort auf die Idee gekommen, zu klären, wie eine Palette aus Berlin mit Ziel Chemnitz, beklebt mit entsprechendem Routinglabel und Adressaufklebern denn nach Hamburg gekommen war. Was für Anfänger!

08.09.2011
Transportauftrag: 2 Holzflöße als komplette LKW-Ladung von Berlin nach Tulcea, Rumänien. Dieser 2.150 km entfernte Ort liegt mitten im Donaudelta. Dort erwartete am 12.09.2011 eine Filmcrew die Lieferung, damit der Filmset weiter drehen konnte. Dumm war nur, dass die beiden Flöße selbst nicht schwimmfähig waren und wir am nächsten Tag noch einen Solo-LKW mit Pontons als Auftriebskörper hinterher schickten, der ebenfalls am 12.09.2011 ankommen musste. Diese Nachlieferung war eine Folge von "völlig vergessen" und hätte problemlos auf den ersten LKW gepasst. Den Film haben Sie vielleicht gesehen: Die Abenteuer des Huck Finn liefen 2012 im Kino.
06.11.2011
Können Sie sich vorstellen, dass man in einer Großstadt wie Hamburg einen Sattelzug auch mal mit einem Hubschrauber entladen muss? Ein Kunde unseres Hauses hatte eine Baustelle auf dem Dach einer riesigen Halle in Hamburg-Harburg, die mit keinem noch so großen Kran erreichbar gewesen wäre. Zunächst mussten wir in Hamburg ein Sammellager einrichten, da für diese Baustelle Zulieferungen vieler Unterlieferanten benötigt wurden. Drei Tage vor dem Termin wurde die Vollständigkeit der Teile überprüft und am Freitag zum Feierabend der Sattelzug beladen. Die Anlieferung selbst konnte aus Sicherheitsgründen nur am Sonntag erfolgen. Der Chef unseres Kooperationspartners in Hamburg gönnte sich selbst das ungewöhnliche Vergnügen und fuhr zur Baustelle. Hubschrauber und Monteure unseres Kunden waren bereits vor Ort, doch machte das Wetter allen einen Strich durch die Rechnung. Die Sicht war wegen Dunst und einer tief liegenden Wolkendecke so schlecht, dass die Flugsicherung keine Freigabe erteilte. Also alles wieder zurück und den LKW wieder abladen. Am folgenden Wochenende war das Wetter wieder schlecht und unser Kunde blickte bang auf den Kalender, denn Herbststürme und Winter nahten und das Loch im Dach musste vorher geschlossen werden. Am 20.11.2011 glückte dann der zweite Versuch. Was wir nicht bedacht hatten, war der Wind unter dem Rotor des Hubschraubers und die Kräfte, die dadurch auf die angehängten Packstücke wirkten. Um Schäden am LKW zu vermeiden, wurden die Eckrungen mit an PKW befestigten Spanngurten auseinander gezogen. Spektakulär war die Aktion in jedem Fall. Den Hubschrauber zur Entladung hatte unser Kunde übrigens selbst bereit gestellt.

Hans Pohlmann Spedition GmbH
22.11.2011
Die Berliner S-Bahn und deren Fahrgäste hatten ein schweres Jahr hinter sich. Zugausfälle wegen Wartungsrückständen, Großbaustellen, Winterchaos. Für ihre Geduld sollten die Kunden mit einem kleinen Präsent milde gestimmt werden. Die Aufgabe: 50 Paletten mit Adventskalendern zwischenlagern und in der Nacht vom 22. auf den 23.11.2011 an 11 S-Bahnhöfe kreuz und quer durch Berlin ausliefern. Im Vorfeld ging der Autor auf Erkundungstour, denn nicht überall war eine stufenlose Anlieferung an die Verwendungsstelle mit einem Hubwagen möglich. Das Ergebnis war, dass 5 Ladehelfer nacheinander an zwei Bahnhöfen benötigt wurden, um die Kartons von den Paletten abzustapeln. Die Herausforderung dabei war die Großbaustelle Ostkreuz. Keine Fahrstühle oder Rolltreppen und sehr lange Wege. Personal einer Zeitarbeitsfirma wurde für den Nachteinsatz geordert, ein Ablaufplan mit dem Auftraggeber abgestimmt und reichlich Telefonnummern für den Notfall ausgetauscht. Für die Koordination und Einweisung an den Abladestellen war ein Mitarbeiter der S-Bahn verantwortlich. Der Autor ist manchmal auch ein mißtrauischer Mensch, der lieber einmal zuviel als zu wenig telefoniert. Und das war auch gut so! Ein Anruf um 22.30 Uhr beim Kolonnenführer der Ladehelfer ergab nämlich, dass sich der Mitarbeiter der S-Bahn bisher dort nicht gemeldet hatte, was für den weiteren Ablauf aber zwingend erforderlich war. Also hat der Autor diesen Mitarbeiter angerufen. Und war danach fassungslos, denn dieser Mitarbeiter hatte ein Betriebshandy ohne Guthaben in der Tasche und war auch nicht auf die Idee gekommen, das Handy des Fahrers, mit dem er unterwegs war, leihweise zu benutzen.