Was man als Spediteur erleben kann

Vieles an unserem Arbeitsalltag ist reine Routine. Daneben ergeben sich bei der Auftragsabwicklung aber auch immer wieder mal Ereignisse, die in Erinnerung bleiben.

Einige Highlights haben wir nachfolgend für Sie zusammengestellt.

Wenn Sie gerade nichts anderes zu tun haben, dann lesen Sie doch mal……

15.02.2012
Bei einem unserer Eisenbahnkunden musste ein Stromerzeuger einer Lok ausgetauscht werden. Standort dieser Lok war das ICE Werk der DB AG in Hamburg. Wir hatten die Aufgabe, den Transport ab Berlin und den zur Entladung erforderlichen Kran zu organisieren. Hört sich erstmal einfach an, war es aber nicht. Die Zufahrt zum ICE-Werk liegt zwischen mehreren Brücken, die zu Zeiten gebaut worden waren, zu denen an 4m hohe LKW noch nicht zu denken war. Durchfahrtshöhe: 360 cm. Ca. 10 cm Luft nach oben ist bei einer derartigen Beschilderung normal, trotzdem viel zu niedrig für heute gebräuchliche LKW und Autokrane. Den Transport haben wir mit einem niedrigen Plansprinter erledigt und auch einen passenden Kran gefunden. Allerdings erst nach einer langen Suchaktion.
16.03.2012
Ein Geschäftsführer eines unserer Kunden hatte für sich privat in den USA ein Boot samt Bootstrailer gekauft, das lt. seiner Aussage auf einem sog. Containerflat in Hamburg angekommen war. Wir sollten die Verzollung und Auslieferung zu seiner Marina bei Potsdam übernehmen. Zunächst nahmen wir Kontakt mit dem Kaischuppen in Hamburg auf, wo das Boot lagerte, um die Höhe der zu entrichtenden Umschlag- und Lagerkosten zu ermitteln. Dabei stellte sich heraus, dass das Boot samt Trailer in den USA in eine Kiste mit Maßen 900x300x250 cm verpackt worden war und somit einen Übermaßtransport erforderte. Die Verzollung war auch nicht gerade einfach. Der Verkäufer hatte seine Handelsrechnung an die Firma und nicht an die Privatperson ausgestellt, was aus steuerrechtlichen Gründen falsch war. Für die Zulassung eines Wasserfahrzeuges aus nicht EU-Staaten verlangt der Zoll eine EU-Konformitätserklärung und für die Zulassung des Bootstrailers die US-Zulassung mit Fahrgestellnummer. Das musste alles erst einmal von unserem Kunden eiligst aus den USA besorgt werden. Endlich war die Verzollung erledigt, der LKW mit der Kiste wollte den Hafen verlassen, da kam doch ein Zollbeamter des ZA Waltershof auf die Idee, einen Blick in die Kiste zu werfen. Zum Glück hatte der Fahrer ein Brecheisen dabei, um dem Zollbeamten den gewünschten Zugang zu verschaffen. Mit einer Taschenlampe ausgerüstet begab sich dieser in die Kiste, prüfte den Inhalt und gab die Fahrt frei, die dann kurz vor Erreichen des Reiseziels unterbrochen werden mußte. Die Straße zur Marina war nämlich für den LKW zu schmal. Hektisch wurde ein anderer Abladeplatz gesucht und auch in der Nähe gefunden. Die Kiste fand übrigens nach ihrer Entleerung Verwendung als Lagerschuppen.
05.04.2012
Ein Kunde bat uns um die Erstellung von 5 Ausfuhrbegleitdokumenten für die Ausfuhr von Neuteilen und generalüberholten Anlagenteilen nach St. Petersburg, Russland. Der Transport wurde vom Empfänger organisiert. Wir haben gerne geholfen und erhielten zu unserem Erstaunen zwei Wochen vor Ablauf der Gültigkeit der ABD's eine Nachricht vom Zoll, dass bei 4 Stück noch keine Ausfuhr erfolgt wäre. Unseren Kunden haben wir sofort informiert; der zeigte sich erstaunt, denn die Teile waren wie angemeldet abgeholt worden. Jetzt hatte er ein Problem, denn eine Kopie des ABD mit Ausgangsvermerk vom Zoll gilt gegenüber dem Finanzamt als Nachweis einer mehrwertsteuerfreien Ausfuhr in ein Drittland. Fehlt dieser Nachweis, verlangt das Finanzamt die Zahlung von 19% Mehrwertsteuer, in diesem Fall wären es knapp 35.000 € gewesen. Eine teure Überraschung! Es stellte sich dann heraus, dass der vom Empfänger beauftragte Spediteur für die 4 LKW mit der Rücklieferung der überholten Teile neue ABD's erstellt hatte. Diese mussten für die Transporte nach Russland jeweils mit einem Carnet-TIR abgelöst werden. In Zusammenarbeit mit seinem Kunden und nach mehreren Besuchen bei seinem Zollamt gelang es dann unserem Kunden, fast in letzter Minute noch einen alternativen Ausgangsvermerk auf den von uns erstellten ABD's zu erhalten und so die Steuernachforderung des Finanzamtes zu verhindern.
11.04.2012
Bei diesem Fall konnte unser Hausdetektiv seine Fähigkeiten mal so richtig unter Beweis stellen. Wir hatten den Auftrag, im Hafen Hamburg 2 x 20' Container mit gebrauchten Maschinenteilen abzuholen und nach Würzburg zu befördern. Bei Ankunft stellte unser Kunde fest, dass sich die von ihm selbst in Übersee verladenen Maschinen in einem Container verschoben hatten und der Inhalt nur noch Schrott war. Der Fahrer eines Container-LKW hat keine Möglichkeit, bei Übernahme der verschlossenen Container im Terminal zu prüfen, ob der Inhalt in Ordnung ist, trotzdem sahen wir uns mit dem Vorwurf konfrontiert, dass der Schaden auf dem Weg von Hamburg nach Würzburg eingetreten wäre. Eine Befragung des Fahrers ergab, dass es auf der Strecke keine besonderen Vorkommnisse gab. Er erwähnte in dem Gespräch allerdings auch, dass sein LKW bei Ausfahrt im ZA Hamburg-Waltershof einer Röntgenkontrolle unterzogen worden war. Das war eine gute Nachricht. Da es sich um eine Importsendung handelte, hatte zuvor ein Steuerverfahren stattgefunden, um die Sendung in den freien Warenverkehr der EU zu überführen. Die Aufnahmen waren somit Bestandteil dieses Verfahrens und unterliegen einer Aufbewahrungsfrist von 10 Jahren. Also nahm unser Detektiv Kontakt mit dem Zollamt auf und bat schriftlich um Herausgabe der Bilder, was der Zoll allerdings mit Verweis auf das Steuergeheimnis verweigerte. Lediglich auf Gerichtsbeschluss oder mit einer Einverständniserklärung unseres Kunden wäre dies möglich. Letztere haben wir uns besorgt und mit einem Anschreiben an den Zoll geschickt. Eine Woche später hatten wir die Aufnahmen samt einer Beschreibung des Zustands des Containerinhaltes vom Zoll auf dem Schreibtisch und konnten unserem Kunden mitteilen, dass der Schaden vor Übernahme des Containers in Hamburg eingetreten war.
27.05.2012
Zu unseren Kunden (inzwischen Pleite) gehörte auch eine Veranstaltungsagentur, die für mehrere Artistengruppen Auftritte im Ausland organisierte. Manchmal waren die Auftrittstermine sehr kurz hintereinander. In diesem Fall hatten wir die Aufgabe, mit zwei Planensprintern und jeweils 2 Fahrern am 27.05. um 01.00 Uhr nach Ende des letzten Auftritts in Barcelona abzuholen und bereits am 29.05.2012 um 09.00 Uhr in Stockholm anzuliefern. Nicht viel Zeit für 2.750 km Entfernung - unsere Fahrer waren trotzdem pünktlich am Ziel!
18.06.2012
Auch in unserem Land gibt es Reiseziele, die mit Kraftfahrzeugen eigentlich unerreichbar sind. Dazu gehört die westlich von Rügen gelegene Insel Hiddensee. Die Aufgabe war, mit einem Solo-LKW zur Unterhaltung der Feriengäste ein Kinozelt dorthin zu liefern. Der Fahrer war früh an seiner Ladestelle im Raum Dortmund, denn er musste unter Berücksichtigung der zulässigen Arbeitszeit noch am Abend in Schaprode ankommen, um am nächsten Morgen um 06.00 Uhr mit den Monteuren für den Zeltaufbau überzusetzen. Er war pünktlich dort und hatte großes Glück. Kurz zuvor war ein Unwetter mit Hagel ausgerechnet über Schaprode hinweggezogen und hatte alle am Hafen abgestellten PKW der Inselgäste massiv beschädigt. Die Überfahrt, Entladung und Rückfahrt bereits um 10.00 Uhr verliefen dann problemlos.

Am 21.09.2012 mussten wir das Zelt dann wieder abholen, was sich allerdings zu einem kleinen Drama entwickelte. Für die Abholung hatten wir gezielt nach einem LKW gesucht, der die auf der kleinen Fähre vorhandene Gesamthöhe nicht überschreiten durfte. Das dann beauftragte Transportunternehmen kannte wohl den eigenen Fuhrpark nicht, denn bei Auffahrt auf die Fähre erwies sich der LKW als ganze 3 cm zu hoch. Die Monteure reisten dann ab, ohne den LKW zu beladen. Das erledigte die Kurverwaltung einige Tage später. Um die bereits entstandenen Mehrkosten zu begrenzen, hatten wir einen Solo-LKW aus Neubrandenburg zur Abholung genutzt und den Weitertransport von dort als Teilladung organisiert.

27.08.2012
Ein langjähriger Kunde unseres Hauses hatte uns hier empfohlen. Der Autor war mit dem Fahrrad gegen 17.30 Uhr auf dem Weg zurück in sein Heimatdörfchen, als ein Anruf über die Rufumleitung auf seinem Handy landete. Der Anrufer, eine Eventagentur aus München, hatte das Problem, dass eine Ladung Holzplatten auf dem Weg von Prag nach Berlin "verschollen", sprich die Ankunft des LKW in Berlin lange überfällig war und er keine Informationen von seinem Lieferanten zur tatsächlichen LKW-Ankunft erhielt. Länger warten konnte er nicht, denn benötigt wurden diese Platten zum Aufbau einer Kulisse für die Präsentation des neuen VW Golf 7 in der Neuen National Galerie in Berlin. Ersatzplatten hatte unser Kunde bereits bei einem Händler in Berlin aufgetrieben, der selbst aber nicht mehr liefern konnte. Wir konnten sofort einen LKW mit Anhänger anbieten und schickten auf gutes Vertrauen in die Redlichkeit des uns unbekannten Kunden aus München den LKW auf die Reise. Zum Glück hatte der Fahrer noch genug Arbeitszeit zur Verfügung, denn der ganze Einsatz dauerte am Ende 7 Stunden und die Präsentation war gerettet.
17.10.2012
Wir erhielten den Auftrag, am 12.11.2012 zwei Bauteile für ein Schiff mit je 13.500 kg und 14,00x4,10x1,5 m durch zwei offene LKW im Konvoi aus dem Raum Verden (Aller) zu einer Werft nach Lemwerder bei Bremen zu bringen. Für uns waren diese Transporte nichts Neues und wir dachten: kein Problem! Was für ein Irrtum! Wegen der Überbreite muss dafür natürlich eine Transportgenehmigung beantragt werden, wobei alle Landkreise, die durchfahren werden, die geplante Strecke genehmigen müssen. Auch das Land Bremen gehörte dazu. Nur waren die Sachbearbeiter des Amts für Straßen und Verkehr derart überlastet, dass sich zu dieser Zeit ca. 1.000 Dringlichkeitsanträge dort stapelten. Üblich ist eine Bearbeitungsdauer von max. 10 Werktagen, aber hier konnte uns niemand sagen, ob wir die Genehmigung rechtzeitig erhalten würden. Effektiver kann man wirtschaftliche Aktivitäten nicht behindern! Unseren Kunden haben wir sofort über dieses Problem informiert; er wollte uns zuerst nicht glauben. Erst der Verweis auf Artikel der Lokalpresse zu diesem Thema führte zu einer Krisensitzung, da der Liefertermin eingehalten werden musste. Unser Glück war, dass der Empfänger mit einem erheblichen Umweg über Nienburg und Syke zu erreichen war. Also beantragten wir für diese Strecke eine zusätzliche Genehmigung. Das war dann auch die richtige Entscheidung, denn nur diese lag uns zum Transporttermin vor. Ärgerlich für unseren Kunden war natürlich, dass er den Umweg für die beiden LKW, das Begleitfahrzeug und die Kosten für die Polizeibegleitung (pro km 4,50 €!)auf den Landstraßen bezahlten musste.